Die junge Deutsch-Britin Sarah reist in den 1920er Jahren mit ihrer "Ziehmutter" und Freundin Alison nach Ägypten, um Howard Carter bei seiner neuen Ausgrabung zu beobachten. Doch kaum dort angekommen treffen sie nicht nur auf zwei sympathische junge Männer - Andreas und Jacob - die sich beide in Sarah verlieben, sondern werden dort auch von gefährlichen Anschlägen bedroht. Nicht nur einmal gerät Sarah in tödliche Gefahr.
90 Jahre später wird auch Sarahs Nachfahrin Rahel immer wieder von Unbekannten lebensgefährlich bedroht und wieder geht es um die damaligen Ausgrabungen von Howard Carter und einigen damals verschwundenen Artefakte. Mithilfe ihrer Freunde Falk, Emma, Daniel, sowie dem Briten Duke versucht sie das Rätsel zu lösen.
Ich liebe ja dicke Wälzer und Elisabeth Büchle hat mit diesem 576 Seiten umfassenden Buch ein ganz besonderes Werk geschaffen. Eigentlich umfasst das Buch zwei eigenständige Bücher. Während andere "Zwei-Epochen-Geschichten" ineinander verschlungen erzählt werden und die Gegenwart meist nur die Rahmenhandlung für die Vergangenheit darstellt, erzählt die Autorin hier beide Geschichten nacheinander. Jeder Teil ist in sich abgeschlossen - auch wenn der Plot um Sarah auch in der Handlung um Rahel weiterhin eine Rolle spielt.
Besonders begeistert hat mich hier der Schreibstil der Autorin. Im ersten Teil des Buches - im Plot um Sarah - erweckt sie das Ägypten der 20er Jahre zu neuem Leben. Der Leser sieht förmlich die Menschen der damaligen Zeit vor sich, hat die Gerüche auf dem Basar fast schon in der Nase und erlebt die Ausgrabung des Grabes von Tutanchamun fast schon live mit. Für mich war insbesondere dieser Teil ein wahres Kopfkino. Auch wenn ich noch nie in Ägypten war, so meinte ich fast, ich wäre bereits dort.
Der zweite Teil wirkt hingegen nüchterner auf den Leser, was aber daran liegen mag, dass man sich über den größten Teil hinweg im Berlin oder England des 21. Jahrhunderts befindet. Auffällig ist hier allerdings der starke humorige Anteil des Buches, der vor allem durch die Einführung des Charakters Falk zutage tritt.
Besonders sein Humor und seine lustigen Sprüche haben für mich nicht nur einmal die Spannung gelockert und mich zum Lachen gebracht. Während auch schon bereits sehr viel Spannung im ersten Teil liegt, nimmt für mich der Spannungsbogen im zweiten Teil noch mehr zu. Ich hatte den Eindruck, dass die Geschichte um Rahel noch rasanter erzählt wird und dem Leser auch noch mehr Möglichkeiten zum Miträtseln bietet, da noch mehr potentielle Verdächtige angeboten werden.
Ein großes Gewicht erhält hier auch der christliche Glaube und seine Werte. Eine besonders eindrucksvolle Stelle ist für mich diese hier: "Wenn Menschen dich enttäuschen und dir wehtun, dich verlassen oder Unmögliches von dir fordern und du das Gefühl hast, völlig allein dazustehen, dann hast Du in Gott einen Beistand an deiner Seite. Liebend, tröstend und vergebend." (Skarabäus und Schmetterling, S. 254) Elisabeth Büchle zeigt in ihrem Roman auf, wie der Glaube auch in ausweglosen und gefährlichen Situationen helfen kann, mutig den Schwierigkeiten die Stirn zu bieten und die zarten Schmetterlingsflügel trotz eines gewaltigen Sturms zu entfalten und loszufliegen.
Auch Leser, die den Vorgängerband "Das Mädchen aus Herrnhut" nicht gelesen haben, können der Geschichte um Rahel und ihre Freunde wunderbar folgen - so ging es zumindest mir, da ich den ersten Band um Rahel auch nicht gelesen hatte.
Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen. Das Buch wurde mit einem Augenzwinkern geschrieben und stellt nicht unbedingt den klassisch-historischen Roman oder Krimi dar. Dennoch überzeugt die Spannung, der Humor, die Romantik und der wunderbare, plastische Schreibstil der Autorin wieder einmal. Ich vergebe daher dem Buch fünf Sterne.